Therapeutische Lokalanästhesie und Neuraltherapie
Die Therapeutische Lokalanästhesie (TLA) und die Neuraltherapie (NT) haben eine große gemeinsame Schnittmenge in Bezug auf Wirkungen und Indikationen aber auch spezifische Eigenheiten, in denen sie sich voneinander unterscheiden. Die TLA gehört zu den schulmedizinisch anerkannten Verfahren, während die Neuraltherapie bisher zur Gruppe der komplementären, alternativen Verfahren gerechnet wird.
Beides verbindet der Gebrauch von lokal wirksamen Betäubungsmitteln, wie Sie ihn vom Zahnarzt kennen. In meiner Praxis verwende ich vor allem das Medikament Procain 0,5-2 %. Bei jeder Behandlung handelt es sich um eine individuell auf die Patientin/den Patienten zugeschnittene Therapie, bei der insgesamt nur so geringe Dosierungen verwendet werden, dass die inneren Organe nicht belastet werden. TLA und NT sind unter Beachtung gewisser Voraussetzungen nahezu komplikationslos.
Bei der TLA wird das lokale Betäubungsmittel gezielt an freie Nervenenden, Nervenleitungen oder Nervenknoten (sogenannte Ganglien), die mit Schmerzen eine direkte Verbindung haben, gespritzt. Die so erreichte Unterbrechung der Schmerzimpulse führt zu einer Abnahme der Schmerzintensität bis hin zu ihrer vollständigen Unterdrückung. Im Gegensatz zur Anwendung von Betäubungsmitteln in der Anästhesie, wo eine zeitlich begrenzte, vollständige Betäubung eine schmerzfreie Operation ermöglicht, steht bei der therapeutischen Variante ein anderer Mechanismus im Vordergrund. Die angestrebte „Schmerzpause” gibt dem Körper Zeit den Teufelskreis von Schmerz-Verspannung-Entzündung-Mangeldurchblutung nachhaltig abzumildern. Dabei spielt, wie auch bei der NT, das vegetative Nervensystem eine wichtige Rolle, insbesondere bei den Injektionen an die Ganglien. Bei chronischen Schmerzerkrankungen ist die TLA oft Teil eines multimodalen Behandlungskonzeptes und wird auch in der Orthopädie oder Sportmedizin mit Erfolg angewendet.
Die klassische Neuraltherapie ist ein regulativ wirksames Verfahren und wird den komplementären, alternativen Behandlungsformen zugerechnet. Sie umfasst auch die im Zusammenhang mit der TLA beschriebenen Injektion an Nerven und Ganglien, postuliert darüber hinaus jedoch eine über die lokale Wirkung am Injektionsort hinausgehende, erstaunliche Fernwirkung, die über das vegetative Nervensystem vermittelt wird. Das vegetative Nervensystem reguliert in vielfältiger Weise die Funktionen unseres Körpers und kann aufgrund von Narben, chronischen Entzündungen oder anderen Einflüssen in seiner Regulation gestört sein. Schmerzen – auch an entfernter Stelle der störenden Ursache – oder auch chronische Erkrankungen können dadurch entstehen.
Behandlungsschwerpunkte & Indikationen
Alle Formen von akuten und chronischen Schmerzen (z. B. Migräne, Tennisarm, Muskel- und Gelenkschmerzen nach Sportverletzungen)
Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall
Psychovegetative Unruhe, Schlafstörungen
Neurodermitis, Allergien, funktionelle Darmerkrankungen
Stoffwechselkrankheiten (z. B. Schilddrüsenüber- oder unterfunktion, Hashimoto-Thyreoditis)
Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs (z. B. chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder Mandelentzündungen), allgemeine Infektanfälligkeit
Postoperative Schmerzbehandlung, (kosmetische) Narbenbehandlung
Störungen des weiblichen Zyklus (PMS), Wechseljahresbeschwerden
Schmerzen und Missempfindungen nach Geburt oder Kaiserschnitt
Urologische Erkrankungen (z. B. chronische Harnwegsinfekte)